Wie jeder, der mich ein wenig kennt, weiß, stehe ich absolut auf Sagen, Mythen, Märchen und Legenden. Je uriger und ursprünglicher, desto besser. Am besten sind dabei solche mit jenen Gestalten, die gerne als "Fabelwesen" zusammengefasst werden: Riesen, Gnome, Wichte, Elfen und Feen (vor allem die kleine, rachsüchtige, unberechenbare Variante), Nöcken und Nixen und natürlich auch Zwerge.
Mit Zwergen meine ich an dieser Stelle auch nicht die kuschelige Disney-Schneewittchen-Version. Ich meine die kleinen, schrumpeligen Gesellen, die einen manchmal zwar aus nicht oder kaum erklärbaren Gründen mit ungeahnten Reichtümern überhäufen, wenn man geschickt ist und durch ihren Trug sieht, die sich aber oft mithilfe einer Tarnkappe, die unsichtbar macht, zu verstecken versuchen und so geschützt oft allen möglichen Unfug treiben. Manche von ihnen sind sehr hitzköpfige Gemüter, die jegliche Kontrolle verlieren, wenn sie über ein paar trockene Erbsen die Wendeltreppe runterpoltern. Zugegeben, so ein Fall auf den Steiß tut weh, aber muss man deswegen gleich den Küchenjungen meucheln? (mehr dazu weiter unten).
Ich habe mich gefragt, was für Zwergensagen es wohl aus dem Ruhrgebiet zu finden gibt. Dazu habe ich die Sagensammlung auf sagenhaftes-ruhrgebiet.de nach Sagen über Zwerge und Erdmännchen durchsucht und mein Ergebnis grob in thematischen Kategorien gesammelt. Viel Spaß beim Entdecken der Ruhrzwerge!
Hässliche Monster mit Stolz
In der Umgebung von Schloss Steinhausen in Witten hauste einst ein Zwerg, der so hässlich war, dass jeder, der ihn erblickte, sofort tot umfiel. Die Bewohner waren so verzweifelt, dass der Bürgermeister sogar seine hübsche Tochter an einen durchziehenden Müllersgesellen versprach, wenn dieser sie von der Plage befreien würde. Besagter Müller legte sich im Wald auf die Lauer und als er den Zwerg erblickte - und dieser ihn - schaute er ganz schnell zur Seite und hielt einen Spiegel vor sich. Der Zwerg war von seinem eigenen Anblick so erschrocken, dass auch er, wie viele andere, auf der Stelle tot umfiel.
Ob es sich bei dem "Homännchen" aus Lembeck auch um einen Zwerg handelt, ist nicht gewiss. Das Homännchen hörte man nachts manchmal rufen, "Ho ho" tönte es dann aus der Umgebung oder aus den Viehherden. Manchmal sah man dann ein kleines Männchen vor einem stehen, in weißem Hemd und rotem Trachtenhöschen, dem sogenannten Kamisölchen. Kaum hatte man es erblickt, war es auch wieder verschwunden. Als einmal ein Bauer von seiner nächtlichen Begegnung mit dem Homännchen berichtete, fand sich einer, der ihm nicht glaubte und ihn verspottete. Das wollte das Wesen nicht auf sich sitzen lassen. Als jener Spötter nachts von dem Gasthaus wieder nach Hause ging, tönte es aus allen Stellen "Ho ho!". Voller Todesangst lief er schnell zurück nach Hause und wollte sich gerade in sein Bett stürzen, da stand das Homännchen vor ihm. Noch ehe er etwas sagen konnte, war es aber verschwunden. Dieser Schrecken hatte ihm eine Lektion erteilt, denn seitdem hielt er sich zurück, wenn jemand von den Homännchen erzählte.
Wer im späten Winter oder zeitigen Frühjahr nachts durch den Wald geht, kann auch heute noch "Homännchen" hören. Hinter den eigentümlichen Rufen, die aus allen Ecken zu kommen scheinen, stecken üblicherweise aber keine übernatürlichen Wesen, sondern balzende Waldkäuzlein (Strix aluco).
Nützliche Helfer
Im Haus und auf dem Feld
Von der eher nützlichen Sorte war wohl ein Zwerg, der einem Reisenden für den Weg durch einen Berg von Ennepetal nach Hohenlimburg empfahl, als Sicherheit einen Fuchs mitzunehmen und sich die ganze Zeit an seinem Schwanz festzuhalten. Der Fuchs führte ihn durch den Berg und lenkte am Ende sogar einen Riesen ab, welcher den Reisenden sonst aufgefressen hätte.
Bei Bochum Eppendorf gab ein Zwergenvater das Schicksal seiner Familie in die Hände eines Mädchens. Undzwar gab er ihr einen mit Flachs gefüllten Rocken, von dem sie Leinen spinnen dürfe. Wenn er ihr jeden Abend drei gesponnene Fäden abgebe, würde ihr der Flachs nie ausgehen. Niemals aber dürfe sie allen Flachs vom Rocken spinnen! Solange sie sich daran hielt, war am nächsten Tag der Rocken wieder gefüllt. Einmal packte sie aber die Neugier und sie brauchte den Flachs auf. Daraufhin hörte sie den Zwergenvater weinen, seine Kinder würden nun frieren müssen, da es für sie keine Kleider mehr gäbe. Auch füllte sich der Rocken nie wieder.
Vielleicht ein anderer Zwerg aus derselben Gegend bat einen Bauern jeden Morgen um eine Ähre Korn. Er ächzte und stöhnte, wenn er die schwere Last davontragen musste, kam aber jeden Tag wieder. Dem Vieh des Bauern ging es in der Zeit gut. Als er einmal krank war, musste der Knecht die Ähren schneiden. Als er dem Zwerg die Ähre gab und ihn mit so viel Mühe sich davonschleppen sah, musste er lachen. Das erschreckte den Zwerg, der seine Ähre fallen ließ und davonrannte. Daraufhin magerte das Vieh zusehends ab. Die Situation besserte sich erst dann, als der Bauer wieder die Ähren schnitt.
Ähnlich den Geschichten zu fleißigen Wichten, die armen Menschen nachts heimlich die Arbeit erleichtern oder abnehmen, ist auch eine Sage aus Hattingen. Der Zwerg des Brinkmannshofes hatte jahrelang das Viech gepflegt, ohne je einen Dank oder Lohn zu erhalten. Als er eines Tages dann doch als Dankeschön einen feinen Anzug erhielt, war er traurig, da er dachte, er sei nun überflüssig, und verschwand.
Im Hochwasserschutz
Das Ruhrgebiet hieße nicht Ruhrgebiet, wenn es nicht durch den Fluss Ruhr wie eine Lebensader durchzogen würde. Über die Ruhr wurden die Industriegüter weiter transportiert; ein Teil ging über eine andere geschichtsträchtige Wasserstraße weiter in die Welt, undzwar über den Rhein. Um sein Land vor den schlimmsten Hochwassern zu schützen, baute man an den Flussufern Deiche; Deichbrüche, die doch immer wieder vorkamen, nicht selten verursacht durch die wühlende Tätigkeit von Maulwürfen und Mäusen, hatten verheerende Folgen. Gut, wenn man auf Zwergenhilfe setzen konnte. So wie der Deichgraf bei Duisburg, der bei Hochwasser in einer Baumkrone einen verzweifelten Zwerg sitzen sah (welcher offenbar nicht schwimmen konnte). Das Zwerglein bat den Grafen, es zu retten. "Ich will dir dankbar sein und dafür sorgen, dass weder Mensch noch Tier in Zukunft den Damm beschädigen. Du darfst aber von unserer Abmachung niemanden etwas erzählen." Gesagt, getan. Der Deichzwerg, welcher selbst in einer Erdhöhle in dem durch seinen Zauber geschützten Deich lebte, hielt fortan alles wühlende Getier fern. Als der Graf einmal sehr krank wurde, machte sich seine fromme Seele doch Sorgen wegen des Bündnisses mit dem Zauberwesen und er beichtete die Abmachung seinem Geistlichen, welcher den Zauber sofort mit Weihwasser zu vertreiben suchte. Bald kamen die wühlenden Tiere in den Deich zurück, sodass Wasser in die Höhle des Deichzwerges drang. Daran erkannte dieser, dass das Versprechen gebrochen war, und er ließ den Deich - zusammen mit seiner eigenen Wohnhöhle - einstürzen. Das kommende Hochwasser brach an dieser Stelle durch und spülte den Grund unter des Grafen Hof fort. Wo der Hof einst stand, blieb nur ein tiefer, schwalzer Kolk - auf diese Art entstanden die "Blaue Kuhle" bei Baerl und andere kreisförmige Gewässer am Rhein.
Fun Fact: An der "Blauen Kuhle" habe ich selbst letztes Frühjahr nachts nach Fledermäusen gelauscht. Dass der Deich weiterhin intakt bleibt, ist natürlich noch immer ein wichtiges Anliegen der Menschen, weshalb die Planungen für eine Deichsanierung laufen. Das Rheinufer bei Baerl ist mittlerweile ein wunderschönes Naturparadies mit seltenen Arten wie zum Beispiel dem Schwarzkehlchen. In jener Nacht waren jedoch keine Fledermäuse an der "Blauen Kuhle" zu hören.
Im Bergbau
Es ist allgemein bekannt, dass sich Zwerge gerne in Höhlen und Stollen herumtreiben und wahre Experten im Bergbau sind. Davon profitierten auch die Kumpels auf Zeche:
Die Grubenmännchen zu Sprockhövel halfen einem Bergmann aus der Armut, nahmen ihm aber das Versprechen ab,ein kleines Stück Brot mit ihnen zu teilen und nichts von ihnen zu erzählen. Im Suff kam es dann aber einmal vor, dass er das Versprechen brach und die Armut zog wieder in die Familie.
Bei Munscheid und Eppendorf (Bochum) widerum soll es einen kleinen Bergzwerg gegeben haben, mit "großen glühenden Augen, einem roten Haarschopf und klappernden Stiefeln. Stebbelmann nannten ihn die Bergleute und setzten ihm Brot und Milch in die Gänge. Er war ihnen darum gut, half ihnen und warnte sie mit lauten Rufen, wenn es gefährlich wurde und das Hangende einstürzen wollte." Einmal aber machte sich ein junger Bergmann über Stebbelmann und seine "großen Schuhe" lustig. Dieser Spott gefiel gar nicht, Stebbelmann ließ die Gänge einstürzen und die Kohleflöze verschwinden. So viel die Bergleute der Zeche auch suchten, das Glück ward ihnen nicht mehr hold; Stebbelmann war zu einer anderen Grube gezogen, wo man seine Hilfe wohl besser zu schätzen wusste.
Adelige Zwerge
Goldemar oder Volmar
Unter den Zwergen gibt es nicht nur solche, die verstohlen durch Wald, Höhle und Stollen wandern, sondern auch echten Adel. Doch auch unter denen gab es echte Wankelmüter. Das unter Sagenliebhabern Wittens wohl bekannteste Beispiel (und Protagonist meines persönlichen Lieblingsmärchens) ist der Zwergenkönig Goldemar, seltener auch Volmar genannt. Ihm ging es gut auf Burg Hardenstein; er war der liebste Berater des Burgherren und brachte der Familie eine erfolgreiche Zeit, machte sich jedoch damit unbeliebt, dass er in der Lage war, auch die unangenehmsten Geheimnisse der Menschen zu offenbaren. Hinzu kam, dass sowohl er als auch sein Pferd bis auf ihren Schatten unsichtbar waren. Die Gestalt Goldemars kannte man nicht, manchmal ließ er aber seine Hand befühlen, die wohl weich und "froschkalt" war. Es gab eine Person auf der Burg, von der die Neugier ob der Gestalt dieses Mitbewohners zuviel Besitz ergriffen hatte. Der Küchenjunge war es, der einmal Erbsen auf die Treppen zu Goldemars Kammer streute und am Fuße der Treppe Mehl oder Asche. Die Idee: Der olle Zwerg möge auf den Erbsen ausrutschen und in Asche oder Mehl landen, sodass sich seine Gestalt darin zeige. Mit etwas Glück würde er bei dem Sturz sogar seine Tarnkappe los und würde seine Gestalt vollends entblößen. Der Streich gelang zwar, machte den Jungen aber nicht lange glücklich, denn wutentbrannt ergriff ihn Goldemar, hackte ihn in Stücke, briet, kochte und dünstete ihn und verspeiste ihn unter schaurig-festlichen Geräuschen in seiner Kammer. Am nächsten Tag war er verschwunden. Zurück blieb ein Fluch: Das Haus sei von nun an unglücklich, die Güter zerstreut und kämen nicht eher wieder zusammen, als bis zugleich drei Hardenberge von Hardenstein leben würden. Der heutige Zustand von Burg Hardenstein verrät, dass den Burgherren das Schicksal seitdem wohl nicht mehr hold war. An Goldemars Sturz von der Treppe erinnert heute ein Denkmal in Herbede (s. Titelbild dieses blogposts).
Unter dem Namen Volmar zog der Zwergenkönig nun mit seinem Zwergenvolke weiter, um sich eine Bleibe zu suchen, wo er vor den lästigen Menschen seine Ruhe hätte. Da fiel ihm ein mächtiger Fels ("Stein") auf, auf dem er seine neue Burg, die Burg Volmarstein, errichtete.
Mittlerweise weiß man übrigens, dass Burg Volmarstein um 1100 erbaut wurde, während Goldemars Geschichte auf Burg Hardenstein zu Zeiten Kaiser Wenzels, also zwischen 1378 und 1400, stattgefunden haben soll. Auch ist Burg Hardenstein erst Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut worden.
Der Zwergenkönig und die Nixen
Dass die Zwerge, vor allem der Zwergenadel, ein sehr stolzes und leicht gekränktes Volk sind, wird auch in der Sage von der Berne deutlich. Als Essen noch eine kleine Stadt war, wurde es statt mit der Ruhr mit dem Flüsslein Berne assoziiert, "Essen an der Berne". Die Sage erzählt, dass die Berne ein so klarer Fluss war, dass Nixen sich darin aufhielten und die Ufer entsprechend voller Zauber und Magie waren. Die Nixenkönigin und der Zwergenkönig (ein Name wird nicht genannt), dessen Volk in der Erde schon frühen Bergbau betrieb, waren einander wohl vertraut. Eines Tages schickte der Zwergenkönig Gesandte zur Nixenkönigin, um sie zu seinem tausendsten Geburtstag einzuladen. Die richtige Wortwahl war entscheident, weshalb sich die Gesandten auf dem Weg gegenseitig immer die Worte wiederholten, mit denen sie die schöne Nixe ansprechen sollten. Als sie dann aber vor der Königin standen, waren sie so sprachlos ob ihrer Schönheit, dass sie die Worte vergaßen. Das amüsierte die anderen Nixen, die die Zwerge kichernd verspotteten. Wütend kehrten die Gesandten um und berichteten ihrem König von der Schmach. Darauf erzürnte das ganze Zwergenvolk und ließ die Erde erzittern, dass die Nixen samt ihrer Königin erschrocken in die Wasser zurückkehrten. Doch selbst das Wasser hatte sich gegen sie verschworen und wich von ihren schönen Körpern, nahm nicht mehr seinen natürlichen Weg zum Meer ein, sondern sickerte durch den Boden fort. Die Wasser der Berne wurden weniger und trübten sich, sodass die Nixen schließlich von ihrer einstigen Heimat fliehen mussten.
Von einer Zwergenkönigin, die an Kummer starb
Das nicht alle Zwerge so griesgrämige Sturköpfe sind, zeigt die folgende Sage aus Castrop-Rauxel:
Im Schellenberg zu Castrop sollen seit Alters her Zwerge gelebt haben. In der Umgebung lebte auch ein Hirtenjunge, der dort sein Vieh hütete. Eines Tages kam die Zwergenkönigin auf ihn zu und bat ihn, sie zu begleiten. Sie müsse einem fremden König eine goldene Kette bringen. Er solle seinem Vater ausrichten, dieser solle ihm ein Pferd satteln und Brot, Lederkollar und ein Kurzschwert geben. Nach Mitternacht, aber bevor die Hähne krähen, solle er an den Schellenberg kommen.
Nun würde man meinen, der Vater würde seinem Jungen einen Vogel zeigen, wenn dieser ihm die Geschichte von der Zwergenkönigin und ihrem Auftrag erzählte. Da aber nachts die Zwerge ein wenig Gold in die Schlafkammer legten, wurde wohl gar nicht groß diskutiert.
Als der Junge dann zur besagten Zeit am Schellenberg stand, erklomm die Königin mithilfe einer Leiter den Sattel und sie zogen los, auf den Weg in ein fremdes Königreich. Als sie an den Rhein gelangten, machte er sich auf den Weg zu einer Herberge, um für Unterkunft und Essen zu sorgen, Vorher musste er versprechen, nichts von der goldenen Kette zu erzählen. Unglücklicherweise hatte er jene Kette umgelegt und fiel direkt damit auf. Von durchziehenden Kriegsknechten wurde er um ihretwillen übel zugerichtet und lag nun aus vielen Wunden blutend am Boden. Vor Kummer um ihren Gefährten starb die Zwergenkönigin an seiner Brust. Weder der Hirtenjunge noch die Zwergenkönigin kehrten also jemals in ihre Heimat zurück.
Das Volk der Königin wartete jedoch lange noch auf ihre Herrscherin. Sie hatte ihn vor dem Aufbruch gesagt, sie kehre in den zwölf heiligen Nächten zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen zurück. Daher zogen die Zwerge für eine Weile zu dieser Zeit immer aus dem Schellenberg, um nach ihr Ausschau zu halten. In der Zwischenzeit aber wuchs der Bergbau und die grabenden Tätigkeiten der Menschen machten den Zwergen das Leben schwer. In den 1860er Jahren begab es sich, dass ein Hefehändler nachts über den Schellenberg nach Hause ging. Als die Wolken den Mond enthüllten, sah er eine große Zwergenschar richtung Grutzholz fortziehen. Als er den letzten in der Reihe fragte, wohin sie denn gingen, antwortete dieser, der Bergbau habe ihrem Volk zu sehr zugesetzt und sie müssten ihre Heimat verlassen. Der Händler sprach darauf, dass ihn ja nichts so leicht aus seiner Heimat kriegen würde, woraufhin dem Zwerg nur wehmütig eine Träne in den grauen Bart lief, ehe er sich umwandte und verschwandt...
Der letzte Zwerg in der Heide
Bei Dorsten, hinter der Schule Beck am Fuße der Hohen Mark, lag einst eine Heide, die von eimem reichen Zwergenvolk bewohnt wurde. In ihrem prunkvollen Schloss unter der Erde horteten sie Unmengen Gold und Silber; in der Heide lebten sie von Hase und Reh und verträumten sich freie Tage unter den schönsten Bäumen. Dann aber zogen Menschen in das Land und begannen, in der Heide zu jagen und Holz zu schlagen. Hase und Reh schossen sie den Zwergen fort und die schönsten Bäume fällten sie achtlos nieder. Das verdross die Zwerge sehr, die ihre Existenz bedroht sahen, und gingen zum Anführer der Menschen, dem Herzog. Damit er aufhörte, ihren Lebensraum zu zerstören, boten sie ihm so viel Gold und Silber, wie er tragen könne. Das hörte er gerne und so ging er mit einigen Gefährten und den Zwergen zu ihrem Schloss. Hinein durften die Menschen aber nicht, sie mussten draußen warten. Nach und nach trugen sie Stücke von Gold und Silber hinaus.
Glücklich über die Beute kehrten die Menschen heim, doch waren sie gierig geworden und beschlossen, die Zwerge bald zu überfallen. In einer schrecklichen Belagerung hungerten sie die Zwerge aus; alle im Schloss starben. Als auch er letzte Klagelaut verhallte, wollten die Menschen in das Schloss eindringen, doch sie fanden den Eingang nicht. Dies lag daran, dass einer aus dem Zwergenvolke zu der Zeit nicht im Schloss war. Er hatte die Menschen an ihrer grausamen Tat nicht hindern können, doch konnte er sie um ihren Schatz bringen, indem er die Eingangstür verzauberte, sodass sie nicht mehr zu finden war. Traurig und einsam lebte er fortan alleine in der Heide.