"Mögest du in interessanten Zeiten leben" lautet ein chinesischer Fluch. Interessante Zeiten sind es im Moment ohne Zweifel. Für die meisten Menschen ist das Leben völlig aus der Bahn geworfen, der Alltag auf den Kopf gestellt. Wie sehr das viele verunsichert, erkennt man derzeit nicht zuletzt an bestimmten Regalen im Supermarkt. Vor allem Klopapier, aber auch Mehl und Hefe werden gehortet wie verrückt. Und das, obwohl wir gar keine Lebensmittelknappheit haben und man selbst bei einer Ausgangssperre weiterhin den Supermarkt besuchen darf.
Ob diesen Menschen klar ist, dass Frisch- und Trockenhefe sowie Mehl auch schlecht werden? Wie viele ungeöffnete Packungen werden sich im Müll finden, wenn die "Corona-Krise" vorbei ist und alle wieder in ihren geliebten Alltag zurückkehren?
Und wie viele werden sich noch an das Gefühl erinnern, vor leeren Regalen zu stehen, wenn dieser Alltag wieder zurück ist? Werden sie eine Lehre aus diesem Erlebnis ziehen, die Versorgung mit Alltags-Produkten nicht mehr als reine Selbstverständlichkeit betrachten? Wird die derzeitige soziale Isolation, die viele kaum verkraften, ihnen aufzeigen, was für eine Freiheit wir hier in Mitteleuropa derzeit genießen? "Zum Glück ist es hier nicht wie in China, da werden die Leute einfach weggesperrt, 'Zwangsquarantäne'" - Ja, zum Glück ist es hier normalerweise nicht so.
Lasst uns dafür sorgen, dass es auch so bleibt.
Glück ist es wohl auch, dass wir Anfang des Jahres aufs Land gezogen sind. Die soziale Isolation fällt einem weniger schwer, wenn man in der Umgebung noch kaum jemanden kennt. Da wir zudem einen vergleichsweise eigenbrötlerischen Lebensstil bevorzugen, tut es auch nicht weh, mit dem Kennenlernen der Leute noch ein wenig zu warten. Schade ist es um größere Veranstaltungen sowie Naturkunde-Exkursionen, die ja nun leider ausfallen müssen. Schade auch um die paar Besuche von oder zu Freunden, die man nun auch lieber unterlässt.
Doch wo niemand ist, kann auch niemand angesteckt werden. Es kommen zwar immer wieder Spaziergänger und Fahrradfahrer (nun verstärkt vormittags mit Kids) an unserem Hexenhäuslein in der Natur vorbei, aber damit hat es sich eigentlich. Und es gibt ja auch genug zu tun. Das Wetter ist zwar kalt, aber sonnig, sodass ich mich mit Gartenarbeit beschäftigen kann. Zu Fuß oder mit dem Rad erkunde ich die Landschaft um uns und treffe dabei sowieso kaum eine Menschenseele. Und für abends haben wir mehr als genug Bücher, mit denen ich meine Zeit verbringen kann. Wenn ich nicht gerade Socken stricke für meine Freundin, die ich dann doch nicht besucht habe...