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Die Blaumeise: Pandemie-Meise des Jahres.

von Diane am 12. Januar, 14:16 Uhr

Die Blaumeise (Cyanistes caeruleus) ist der erste Vogel aus unserer Liste, der zuvor noch nie zum Vogel des Jahres gewählt worden ist. Dieser blau-gelbe "Standard-Gartenvogel", der einem an den Ästen turnend sein niedliches "Zizi-Bah" entgegenschimpft, dürfte den meisten Menschen wohl bekannt sein. Mit ihrem spitzen Schnabel ist die Blaumeise gut auf das Absammeln kleinerer Insekten angepasst. Das macht sie übrigens zum "Nützling" für alle, die z.B. Obstbäume in ihrem Garten haben, da der "Schädlings"-Druck durch Insekten von der fleißigen Blaumeise in Zaum gehalten wird. Natürlicherweise brütet sie in Baumhöhlen; da solche aufgund der Altersstruktur vieler heutiger Wälder sowie der übermäßigen Hygiene in Wirtschaftswäldern nicht mehr so häufig sind wie früher und weil die Blaumeise sich in Siedlungen mit strukturreichen Gärten durchaus wohl fühlt, nimmt sie gerne Nistkästen an.

Blaumeisi

Meisen füttern - aber richtig

Gerade in diesen Siedlungsräumen wird das natürliche Futter aber zunehmend knapp. Das Problem ist auch hier unter anderem zu große Hygiene in den Gärten oder der Einsatz von Insektengiften. Vermehrte Trockenperioden sorgen für einen Mangel an Wasserstellen. Umso lieber finden sich die Tiere an künstlichen Futterstellen mit z.B. Meisenknödeln und an Vogeltränken ein. An dieser Stelle sei aber gesagt, dass eine solche Gartenvogel-Fütterung - richtig gemacht - zwar eine gute Unterstützung für die Piepmätze darstellt, die natürlichen Nahrungsquellen jedoch in keinster Weise ersetzen kann. Eine Vielfalt an Insekten, Spinnen und anderem "Ungeziefer" kann ein einfacher Meisenknödel mit ein paar Mehlwürmern niemals ersetzen; die beste (ganzjährige!) Vogelfütterung stellt die Schaffung eines strukturreichen Gartens mit vielen natürlichen (und am besten heimischen) Nahrungsquellen dar. Die beste Art, eine Vielfalt an heimischen Insekten und somit die süßen Blaumeisen zu fördern, ist die bewusste Anpflanzung - oder das bewusste Stehenlassen - heimischer Pflanzenarten.

Blaumeisi

Und obwohl das Wort "Hygiene" hier bislang im eher negativen Kontext benutzt wurde, ist eine gute, also positive, Hygiene an den Futter- und Trinkstellen das A und O, wenn es darum geht, die Vögel gesund zu halten. Denn wo viele verschiedene Tiere zusammenkommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Krankheitserreger übertragen werden. Vögel kümmern sich nicht darum, ob an anderer Vogel an der Futter- oder Wasserstelle vorher gekotet hat - wenn daneben leckere Körnchen liegen, wird dennoch gepickt. Regelmäßiges Reinigen der Futterhäuser und Vogeltränken ist sehr wichtig. Etwas einfacher hat man es, wenn man für das Füttern von Körnern z.B. Futtersäulen benutzt. An ihnen ist die Verschmutzungsgefahr viel geringer als am klasschen Futterhaus. Auch den Futterstandort selbst gelegentlich zu variieren, kann helfen.

Was schief gehen kann, ist dem aufmerksamen Blaumeisen-Freund letztes Frühjahr vor Augen geführt worden.

Das Blaumeisensterben 2020

Vermehrt gingen beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) Meldungen über tote, abgemagerte oder anderweitig irgendwie "kranke" Blaumeisen ein. Auch andere Meisenarten sowie Schwanzmeisen (die trotz des Namens nicht zu den eigentlichen Meisen gehören) waren betroffen, der Großteil der Meldungen bezog sich aber auf die Blaumeise. Es stellte sich heraus, dass eine Lungenentzündung die Tiere dahinraffte. Übertragungen durch Aerosole an überfüllten Futterstellen und Tränken - gerade letztere werden in dem warnen und trockenen Frühjahr gut besucht gewesen sein - verschärften die Lage.

In einem Übersichtsartikel zu dem Thema deckt der NABU den Verantwortlichen auf: Das Bakterium Suttonella ornithocola. Bekannt ist es seit 1996, 2005 wurde es als eigene Art bekannt und beschrieben. In England sorgte es immer ieder für kleinere Krankheitsausbrüche. Der erste Nachweis in Deutschland geschah 2018, seitdem gab es immer wieder kleinere Ausbrüche. Das Massen-Meisensterben im Frühjahr 2020 kam komplett unerwartet. Dabei handelte es sich mitnichten um ein lokales Problem, Luxemburg und Belgien waren ebenso betroffen. Es handelte sich also um eine regelrechte Pandemie.

Lungenentzündung, Aerosole, Pandemie, Frühjahr 2020 - kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?

Wählen wir, angesichts unserer eigenen Pandemie und angesichts der Tatsache, dass neue, unerwartete Krankheiten uns und andere Tiere immer wieder heimsuchen werden, aus Solidarität die Pandemie-Meise Cyanistes caeruleus zum Vogel des Jahres 2021! (Und sehen zu, dass die Futter- und Trinkstellen sauber bleiben...)

Blaumeisi

Abgelegt unter: Ornithologie

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Diane Klüsener
Neutjenthal 1
24816 Stafstedt

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