Neben unzähligen (Wild-)Bienen, Fliegen, Schmetterlingen und Käfern sind auch die typisch schwarz-gelben Vertreter der sogenannten sozialen Faltenwespen wieder unterwegs. Manche nagen vielleicht an Holzpfosten und Gartenmöbeln, um Baumaterial für ihr Nest zu sammeln, andere versorgen sich selbst an verschiedenen Pflanzen mit Nektar, wieder andere jagen Insekten, um ihre Brut zu versorgen. Dabei erfüllen sie wichtige Funktionen als Bestäuber und Regulatoren im Ökosysten.
Unter den sozialen Faltenwespen (sie falten ihre Flügel in Ruhestellung längs zusammen, daher der Name) wird zwischen "Feldwespen" und "Echten Wespen" unterschieden. Beide bauen ihre Papiernester aus einer Mischung von Holzfasern und Speichel. Doch bei den Feldwespen bleiben diese klein und die einzelnen Waben werden nicht mit einer Hülle umschlossen. Sie liegen meist so versteckt, dass die wenigsten sie jemals bemerken. Die Echten Wespen - zu denen übrigens auch die Hornisse zählt - bauen deutlich größere, teilweise auch sehr große Papiernester. Die Waben mit der Brut sind immer von einer Hülle umschlossen. Je nachdem, welche Wespenart das Nest gebaut hat, ist es unterschiedlich groß, geformt und gefärbt. Auch der Neststandort ist unterschiedlich. Manche Arten bevorzugen geschützte Hohlräume. Dabei kann es sich um eine Baumhöhle, ein altes Mäusenest im Boden oder einen Vogel-Nistkasten handeln, aber auch um eine ruhige Stelle im Gartenschuppen oder ein Platz unterm Dach. Wieder andere bauen ihre Nester zwar geschützt, aber offen, z.B. in Hecken oder unterm Vordach an der Hauswand.
Viele Menschen haben Angst vor Wespen, weil sie in ihrem Leben schmerzhafte Erfahrungen mit dem Stachel der Tiere gemacht haben. Dabei stechen die Tiere nur, wenn sie ihr Leben oder das ihrer Brut - also ihrer Familie - bedroht sehen. Wer sich nicht bedrohlich verhält, braucht in der Regel auch keinen Angriff befürchten. Der beste Schutz vor Wespenstichen lautet somit: Ruhe bewahren.
Überhaupt sind es von den 8 Vertretern der Echten Wespen nur zwei Arten, die uns im Laufe des Sommers gerne mal lästig werden. Gemeint sind die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris). Die Arbeiterinnen dieser beiden Arten können kaum widerstehen, wenn wir draußen die Tische mit Grillfleisch (Proteinquelle für die Brut) und zuckerhaltigen Getränken und Kuchen (Treibstoff für die hungrigen Arbeiterinnen) füllen. Da diese Arten häufig im Siedlungsbereich vorkommen und sehr große Völker bilden, ist die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung hoch.
(Das Bild zu diesem Artikel zeigt übrigens keine der beiden Arten, sondern die Sächsische Wespe Dolichovespula saxonica, eine Langkopfwespe.)
Es gibt einige Verhaltensregeln, mit denen ein friedliches Zusammenleben mit Wespen am Esstisch problemlos möglich ist. Nahrung suchende Wespen verhalten sich in der Regel nicht aggressiv. Das bleibt auch so, wenn man folgendes beachtet:
- keine hektischen Bewegungen, nicht nach den Tieren schlagen. Penetrante Wespen können mit dem Handrücken oder einem Gegenstand langsam (!) weggeschoben werden.
- undurchsichtige Behältnisse und Speisen abdecken, damit keine Wespen versehentlich auf dem Teller oder gar im Mund landen. Bei Getränken helfen z.B. Bierdeckel auf dem Glas oder das Trinken mit Strohhalmen.
- die Tiere niemals anpusten! Das CO2 aus der Atemluft wirkt als Alarmstoff, die Wespen werden gereizt.
- Eventuell Ablenkfütterung einrichten. Eine solche besteht zum Beispiel aus einer Schale mit Obst (Weintrauben kommen besonders gut an), die etwa 10 Meter vom Gartentisch entfernt aufgestellt wird. Es besteht keine Garantie, dass alle Wespen sich davon ablenken lassen, aber ein guter Teil wird lieber ungestört am süßen Obst knabbern statt am unruhigen Tisch rumzulungern.
Je höher die Blühpflanzen- und Insektenvielfalt in der Umgebung (den eigenen Garten eingeschlossen) ist, desto weniger haben es die Wespen übrigens "nötig", Fleisch und Kuchen von unseren Tischen zu stibitzen. Doch in unserer ausgeräumten Landschaft und in Siedlungen, wo Schottergärten herrschen und jedes wilde Blümchen dem Mähroboter zum Opfer fällt, bleibt den Tieren nichts anderes übrig. Sie und ihre Brut leiden schlichtweg Hunger und so nutzen sie jede Möglichkeit, diesen zu stillen.
Und somit ist die beste Präventionsmaßnahme gegen lästige Wespen der Erhalt ihrer natürlichen Lebensgrundlagen, mit vielen verschiedenen heimischen Blühpflanzen und Lebensraum für andere Insekten. Wenn die Tafel von Mutter Natur gedeckt ist, ist die des Menschen nicht mehr ganz so spannend.